Vernetzung im Flugzeug | 7.Semester. Mit Kim Ofenstein.
Betreuung: Prof. Peter Naumann, Marc Velten, Tina Weisser.
Above ist ein anonymer Instant-Messaging Dienst für Flugpassagiere, bei dem keine Registrierung nötig ist. Man meldet sich mit der eigenen Buchungsnummer in der App an und kann sich daraufhin trotz des festen Sitzplatzes mit allen anderen Passagieren des Fluges per Chat unterhalten und austauschen. Durch den Verzicht auf ein Profil, können die Passagiere anonyme, unvoreingenommene, spontane und überraschende Unterhaltungen führen.
Das Konzept für die App entstand im Wintersemester 2017/18 im Rahmen des Projekts AirXperience an der Hochschule München in Kooperation mit Airbus.
Das Problem. Während eines Fluges entstehen im Flugzeug Kommunikations- und Begegnungsräume - ob wir nun wollen oder nicht. Die Gesprächssituation ist allerdings alles andere als komfortabel: Man hat einen festen Sitzplatz, den man für gewöhnlich nicht verlässt. Für Gespräche ist man also an den oder die Nachbarn gebunden. Zudem ist es meist eng und man hat wenig Privatsspähre.
Von diesem Anfangsverdacht ausgehend, haben wir uns die Kommunikationssituation der Flugpassagiere zum Thema gemacht und ein Konzept für eine App entwickelt, welche die Vernetzung der Passagiere untereinander erleichtern und verbessern soll.
User Research. Wir befragten in qualitativen Interviews Menschen zu ihren Erfahrungen und Wünschen gegenüber der Kommunikation und Vernetzung im Flugzeug. Außerdem wollten wir wissen, was die Befragten von einer potenziellen App erwarten würden. Die Ergebnisse gaben uns konkrete Einsichten in die Bedürfnisse der Nutzer/Passagiere, aufgrund derer wir solide Entscheidungen treffen konnten. Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Anonymität. Die wichtigste Erkenntnis aus der User Research war, dass die Nutzer gerne anonym in eine Unterhaltung starten würden. Das heißt vor allem, dass man kein Profil anlegt, um mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. Stattdessen geht man unvoreingenommen in die Unterhaltungen und die Inhalte bleiben der Kern der Konversation. Persönliche und demografische Informationen sind dagegen zweitrangig. Man sucht sich seine Gesprächspartner also nicht - wenn auch unterbewusst - aus oberflächlichen Gründen aus, sondern aus Interesse an der Sache selbst.
Initialisierung. Der Login erfolgt über die Buchungsnummer, welche in Missbrauchsfällen (und nur dann) auch zur Identifikation genutzt werden kann. Außerdem erstellt man in dieser Phase den eigenen Avatar, gibt die eigenen Sprachkenntnisse an und sucht sich einen Usernamen aus.
Haupt-Screens. Unter „Alle Chats“ findet man die öffentlichen Chats an denen man noch teilnehmen kann, während „Meine Chats“ alle Unterhaltungen zeigt, an denen man bereits teilnimmt und die u.U. schon privat sind. Von diesen beiden Screens navigiert man in alle anderen Bereiche der App.
Chatbereich. Möchte man chatten, so kann man entweder einen eigenen Chat erstellen oder auf den Chat eines anderen Nutzers antworten. Es ist auch möglich mit Nutzern, die man in einem anderen Chat bereits kennengelernt hat, in einen Direkt-Chat zu schreiben.
Options-Bereich. Auf diesen Screens findet man alle wichtigen Fluginformationen, die allgemeinen Einstellungen, sowie die Chat-Einstellungen.
Chats. Chats werden durch das Stellen einer Frage oder die Formulierung einer Aussage eröffnet. Die eröffneten Chats richten sich an alle Nutzer und sind zunächst einmal öffentlich für alle zu sehen. Antwortet ein Nutzer auf eine Anfrage bzw. erreicht ein Chat die maximale Personenanzahl, wird dieser Chat privat, so dass lediglich die Beteiligten noch auf den Chat zugreifen und diesen sehen können.
In der Übersicht erscheinen die Chats in Form von minimalistischen Karten. So sind sie den Inhalten gegenüber flexibel, vermitteln visuell eine gewisse Leichtigkeit und sind zudem auf die wesentlichen Informationen reduziert. Diese visuelle Sprache führt sich auch in der weiteren Gestaltung der App fort.
Stil. Der Stil der App verbindet Seriösität und Leichtigkeit. Der dunkelblaue Hintergrund schafft ein ernsthaftes Setting, dass durch die freien Formen und hellen Akzent-Farben gebrochen und aufgelockert wird. Für die individuellen Avatare ergeben sich durch Farben und Zeichen 2000 verschiedene Kombinantionsmöglichkeiten.
Farben. Sechs Überthemen gliedern die Chats auf den Hauptscreens und diese spiegeln sich in den sechs Highlight-Farben. Inspiriert ist die Auswahl von der breiten Farbwelt der 60er Jahre - einer goldenen Zeit der Luftfahrt. Die Farben finden sich je nach Themenblock auch mit 30% Deckkraft im Hintergrund der Chatverläufe wieder.
Schrift. In der App wird hauptsächlich die Roboto, als Systemschrift von Android, in den Schnitten Medium und Black verwendet. Für Titel und auch in der Logo-Gestaltung findet sich die Banaue wieder, da sie den Stil der Zeichengestaltung perfekt ergänzt.
Umgebung. Im Flugzeug ist es eng und man hat kaum Privatssphäre, weshalb der dunkle Hintergrund die App dezent halten soll. Das Erscheinungsbild ist dazu leicht und locker, um der Stresssituation in der Kabine entgegen zu wirken und die Zeit wie im Fluge vergehen zu lassen.
Use Case und Prototyp. Um das Projekt abzurunden und eine konkrete wie emotionale Vorstellung von der Nutzung von Above zu bekommen, zogen wir unseren Heavy User Jake heran. Wir zeichneten eine seiner Reisen nach, wobei Above natürlich sein treuer Begleiter ist. Für das Szenario setzten wir sowohl ein räumliches Modell als auch einen klickbaren Prototypen um.